Der erste Winter ist für viele junge Wildtiere eine echte Belastungsprobe. Manche verbringen die kalte Jahreszeit tief schlafend in geschützten Höhlen, andere ziehen mit ihrer Familie durch die verschneite Landschaft und wieder andere müssen erstaunlich früh allein zurechtkommen. Im heutigen Türchen erzählen wir dir, wie verschiedene Arten ihren Nachwuchs durch die härteste Zeit des Jahres bringen!
Murmeltiere: Fettreserven und Kältestarre
In den Alpen beginnt der Winter früh. Dort, wo schon im Herbst die ersten Schneeflocken fallen erleben die jungen Murmeltiere ihre erste große Prüfung. Die „Äffchen“ genannten Jungtiere haben nach ihrer Geburt im Juni nur wenige Monate, um ihr Gewicht von 30 Gramm auf ein Vielfaches zu steigern. Nach der Säugezeit fressen sie sich mit Kräutern, Gräsern und Samen Reserven an, erreichen aber bis zum Winter meist nur die Hälfte des Gewichts erwachsener Tiere!
Die Murmeltierfamilien verschwinden in ihre eingestreuten Winterhöhlen, die sie mit großen Mengen Heu auspolstern. Mit Steinen und Erde wird der Eingang verschlossen. Dann fallen die Tiere in die Kältestarre. Körpertemperatur, Atmung und Herzschlag sinken drastisch und bis zu 20 Tiere kuscheln sich eng aneinander, um die Wärme zu halten.

Kegelrobben: Allein am Strand, bevor das Leben im Meer beginnt
An den Stränden von Wattenmeer und Ostsee beginnt im Winter die Wurfzeit der Kegelrobben. Die Heuler kommen mit zehn bis fünfzehn Kilogramm Gewicht und einem dichten weißen Fell zur Welt. Die ersten Wochen verbringen sie überwiegend an Land, denn schwimmen können sie noch nicht. Ihre Mütter müssen pendeln zwischen Nahrungssuche und Säugen.
Nach zwei bis drei Wochen wird abgestillt, und die Jungtiere sind auf sich gestellt. Erst wenn das weiße Fell gegen ein wasserfestes Haarkleid getauscht ist, wagen sie sich ins Meer. Die ersten Jagdversuche sind jedoch sehr mühsam. Ohne Erfahrung verlieren viele Tiere zunächst Gewicht, bis sie ihre Tauch- und Jagdfähigkeiten verbessern und genug Fisch erbeuten.
Rebhühner: Familienzusammenhalt als Schutz gegen Kälte und Feinde
Rebhühner haben aufgrund ihrer Körperform und kurzen Flügel nur begrenzte Möglichkeiten zu fliehen. Normalerweise sind sie perfekt getarnt, doch im Schnee fällt ihr Gefieder sofort auf. Deshalb bleibt die Familie im Winter eng beisammen. Bis zu 15 Tiere bilden eine sogenannte „Kette“, in der sie gemeinsam nach Nahrung suchen und sich gegenseitig wärmen.
Bei besonders harschem Wetter schließen sich sogar mehrere Familienketten zu größeren Verbänden zusammen. Im Frühjahr lösen sich diese Gruppen wieder auf, und die Jungvögel beginnen ihr eigenes Leben.
Wildschweine: Schutz in der Rotte, aber Risiko
Durch milde Winter und reichhaltige Nahrung werden Wildschweine inzwischen das ganze Jahr über trächtig. Deshalb kommen Frischlinge immer häufiger mitten im Winter zur Welt. Sie sind allerdings schlecht für Frost gerüstet. Das schützende Winterfell entwickelt sich erst im folgenden Herbst.
Die Rotte, bestehend aus Muttertieren, Jungtieren und deren Nachwuchs, rückt im Winter eng zusammen. Wärme, Schutz und Nähe sind für die Kleinsten entscheidend. Erwachsene Tiere trotzen der Kälte mit dichten Borsten, Unterwolle und isolierendem Fett, während die kleinen Frischlinge ohne diese Vorteile intensivere Fürsorge brauchen.
Luchse: Erste Schritte im Schnee
Junge Luchse erleben ihren ersten Winter im Alter von etwa sechs Monaten. In den schneereichen Regionen von Harz und Bayerischem Wald lernen sie, sich mit ihren breiten, behaarten Pfoten wie auf Schneeschuhen fortzubewegen. Das dichte Fell schützt vor Kälte, und die charakteristischen Pinselohren helfen, Beute selbst unter Schnee zu orten. Den Winter über bleiben die Jungtiere bei ihrer Mutter. Sie lernen zu jagen, meist Rehe, aber auch kleinere Tiere. Trotz guter Anpassung übersteht nur ein Teil der Jungtiere das erste Jahr. Nach der Trennung von der Mutter schafft es nur etwa die Hälfte, ein eigenes Revier zu finden





