Hoffnung schreibt Geschichten: Sammy-Rraif

Während des WWF Jugend Schreibwettbewerbs zum Thema „Hoffnung“ haben wir viele Kurzgeschichten erhalten, die uns berühren, Mut machen und zum Nachdenken anregen. In der Interviewreihe „Hoffnung schreibt Geschichte“ möchten wir euch die Autor:innen und ihre Geschichten vorstellen.
Heute geht es um Sammy-Rraif, er ist 23 Jahre alt und in seiner Geschichte geht es darum, dass der Erzähler zwischen Langeweile, kleinen Momenten und Begegnungen am Bahnhof erkennt, dass Hoffnung vor allem bedeutet, anzufangen egal wie klein oder ungewiss der erste Schritt ist.

Interview mit Sammy-Rraif

Magst du dich zum Einstieg einmal kurz vorstellen? Wer bist du, was begeistert dich und hast du ein Lieblingsbuch?

Der Autor Sammy-Rraif Zajmi

Hallo ich bin Sammy-Rraif Zajmi ich bin 23 Jahre als und arbeite selbständig als Schriftsteller und Redakteur. Was mich begeistert sind Videospiele, Technik, Lesen und natürlich das schreiben selbst. Schreiben gibt mir eine Möglichkeit das Kreative, was sich in meinem Kopf anstaut, irgendwie mal raus zu lassen. Auch wenn ich nicht mit jedem Text zufrieden bin, bin ich doch stolz auf alles, was ich schreibe. Mein Lieblingsbuch ist „im Grunde gut“ von Rutger Bregman. Dieses würde ich auch stark jedem empfehlen, der hier ist, um über Hoffnung zu lesen. Es handelt nämlich davon, wie der Autor seine (wie er selbst sagt) verrückte Theorie zu belegen, dass der Mensch im Grunde gut sei.

Hast du dich selbst in der Figur des Erzählers wiedererkannt?

Ja, genau genommen ist die Geschichte aus so einer Perspektive erzählt, weil ich mich weniger auf das konzentriert habe, was bei der aufgaben, Stellung wahrscheinlich beabsichtigt war, sondern mehr auf meine persönliche Sicht auf Hoffnung.

Dein Text wirkt spontan, fast wie ein Tagebuch oder ein Gedankengang, war das Absicht?

Ja, in Kurzgeschichten mit einer zentralen Frage schreibe ich gerne im inneren Monolog, weil er die persönliche Entwicklung viel schneller und nachvollziehbarer vorantreibt. Außerdem bringt diese Schreibweise die Geschichte präziser auf den Punkt, den ich erreichen möchte. Stilistisch finde ich sie zudem so einfach schöner.

Was bedeutet Hoffnung für dich persönlich?

Das beantwortet meine Geschichte besser, aber kurz gefasst besteht Hoffnung für mich aus kleinen Erfolgen die zeigen, dass es auch besser geht.

Was möchtest du den Menschen, die deine Geschichte gleich lesen werden noch sagen?

Vielen Dank an deinem Interesse an meiner Geschichte. Ich hoffe, sie gefällt dir und du kannst vielleicht hier noch einen anderen Blickwinkel auf Hoffnung mitnehmen. 

Sammy-Rraifs Kurzgeschichte

Boah mir ist langweilig Freitagabend und wieder nichts zu tun im Internet steht nur müll. Ich will nichts hören über Katastrophen, Krieg oder dass eine wütende Orange viel zu viel Macht bekommt. Ich könnte zu meinen Kumpels fahren? Obwohl da gehts auch nur wieder über Politik und das Bier da hat auch schon mal besser geschmeckt. Ich könnte mal wieder was schreiben. Soll ich meine alten Projekte fortsetzen? Nee daraus wird eh nichts genau wie aus meinen 20 angefangenen Büchern, ha! als würde die je einer lesen. Mal schauen, vielleicht gibt es interessante schreib Wettbewerbe. Oh WWF? Gute Sache, das unterstütze ich doch. Mal schauen, worum geht es? WAS? HOFFNUNG? Pah, Hoffnung, ist klar… Hoffnung, so ein Schwachsinn… Ich verstehe das nicht, Hoffnung. Naja, probieren wirs… eine Stunde und außer prokrastinieren geht nix. Mist schon wieder 2 Uhr morgens. Dann lass ich es für heute bleiben und leg mich hin, ich kann ja hoffen, dass ich in unter 2 Stunden einpenne, dann hätte ich
wenigstens mal einen Anfang.

Nein Nein Nein Nein Nein och man da geht er dahin mein Zug, so also wieder ne Stunde
warten. Stop wie spät? Na klar, der um 10 Uhr ist so eben weg und um 11 kommt keiner, na klasse, so viel zu meiner Hoffnung, früh daheim zu sein. Oh Polizei am Bahnhof? In voller Montur? Ah, ist wohl wieder Fußball. Ich könnte die ja mal fragen, was sie von Hoffnung halten, ha! Ich setz mich mal, kann ja noch ne Weile dauern. Da! Neben den zwei Mädels ist noch ein platz. Die sehen ja aufgeregt aus. „Das will ich doch hoffen.” schon wieder dieses Wort… Hoffnung. Worüber reden die Beiden denn bloß? Ich kann nicht anders, ich muss mal etwas lauschen. „Glaubst du echt, nur weil du es hoffst, kriegst du den Studienplatz?“ „Natürlich reicht Hoffnung allein nicht aus, aber ohne die Hoffnung hätte ich das Lernen niemals so durchgezogen. Und jetzt? Mathe-Eins, Baby!“ Ja, wow, wenn man hart dafür arbeitet, hat das wohl nix mit Hoffnung zu tun… Oder doch? Naja seis drum. Ich geh mir mal lieber die Beine vertreten, sonst wachse ich hier noch fest. Worüber hier wohl sonst noch geredet wird? hm, da sind zwei junge Kerle, vielleicht zwanzig. Der eine wirkt noch aufgeregter als die Mädels gerade, aber der andere eher verlegen. Was die wohl reden? „Also erzähl doch mal, du hast jetzt echt ne Freundin? Wer ist sie?” „Naja… kennst du noch Jenni?“ „Waaaaaas! Laber nich, wie hast du das jetzt wieder hinbekommen?“ „Also, ich hatte echt, echt Schiss, aber irgendwie hab ich durchgezogen und hab sie halt einfach so gefragt. Und joa, was soll ich sagen neh“
„Wirklich? Krass du hast es einfach riskiert? Really?“ „Ja, was soll’s neh? No risk no fun. Ohne so ein bisschen Hoffen und Betteln wäre das Leben doch um einiges langweiliger.“ Echt jetzt? Hoffnung lässt einen nicht nur hart arbeiten, sondern auch Risiken eingehen? Vielleicht war meine Idee von vorhin gar nicht so schlecht. Oder mache ich mir falsche Hoffnungen? „Entschuldigung, Herr Polizist?“ „Ja, bitte?“ „Ich seh schon, dass sie heute wieder voll im Stress sind. Aber Ich hätte da mal nur ganz kurz, also wenn es ihnen nichts ausmacht, ne frage, also ähm.. Naja, das klingt jetzt sicher komisch, aber was erhoffen Sie sich von dem heutigen Tag?“ oh, jetzt guckt er sehr verwirrt, aber auch irgendwie nachdenklich. vielleicht war die frage doch nicht so dumm wie ich dachte?

„Wad ich hoff? Hmm?“. Ich nicke mal lieber. „Ich hoff, dass heute alles gut geht, dass der
Bahnhof gewaltfrei bleibt und ich unversehrt nach Haus komm, ohne dass irgend so n ein
Frusttrinker mir seine Bierflasche als ‚Gruß‘ zukommen lässt.” „…also wenn ich erlisch bin freu ich mich am mesten auf mene glotze und en kühlet Bier” jetzt grinst er aber blöd, so witzig war das auch nicht. „Danke, das wars schon!“ Schon seltsam, wie klein Hoffnung manchmal sein kann… und doch so wichtig.
Vielleicht hol ich mir erstmal was zu trinken. Hier hinten war doch ein Automat. Ne cola ist jetzt genau das richtige. Ein kleiner Hoffnungsschimmer in Form von Zucker und Koffein. Also Hoffnung bringt einen nicht nur dazu Mutiger zu werden, sondern auch Risiken einzugehen. Wie wenn mein Zug in 2 Minuten kommt, ich mir jetzt aber unbedingt noch was zu trinken kaufen muss. Ja gut, ist vielleicht ein dummer Grund, aber mir ist es halt wichtig. Manchmal ist Hoffnung nur ein Moment, in dem du glaubst, dass eine Cola den Tag besser macht. Und vielleicht reicht das ja. Vielleicht tut ein wenig Hoffnung jedem von uns gut? Selbst wenn man nur auf die kleinen Freuden hofft. Glaube ich? Endlich zuhause, zwei Stunden auf den Zug zu warten, kann man doch wirklich keinem zumuten. Also, auf ein Neues, was ist Hoffnung? Hoffnung ist ein Wunsch, ein inniger Wunsch, der einem selbst nicht realistisch erscheint. Der einem abstrakt vorkommt und dennoch zu wichtig für einen selbst, um ihn loszulassen. Für den man aber auch mehr tun muss, als man sich selbst zutraut. Und doch funktioniert es. Interessantes Konzept, Hoffnung, Wie ein leeres Glas du weißt nicht, ob es dir jemals jemanden füllen wird, doch wenn nicht gehst du los und holst dir selber etwas. Vielleicht ist genau das der Trick, nicht darauf zu warten, dass sich die Welt für dich verändert, sondern selber den Mut zu finden, die Welt in eine Richtung zu schubsen, die dir gefällt. Ist es genau das, was mir immer gefehlt hat? Der Mut, auf mein Glück zuzugehen? Hm, ich mach mal diesen Text fertig und sende ihn ein. Und dann mal sehen. Ich hoffe einfach mal das Beste.

Leana Bremer im Porträt

Leana Bremer

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