Fantastischer Fakt: Die ältesten Bäume der Welt

Schon immer übten Bäume eine Faszination auf Menschen aus. Sie beeindrucken nicht nur durch ihre schiere Größe und die Vielgestaltigkeit ihrer Erscheinung, sondern auch durch ihr Alter. Es verwundert nicht, dass sie so Stoff für unzählige Mythen wurden. Dass Bäume alt werden können, ist dabei nichts Ungewöhnliches. Viele Städte rühmen sich mit tausendjährigen Linden, andernorts prägen alte, knorrige Eichen das Landschaftsbild naturbelassener Wälder. Nachfolgend sollen einige besonders langlebige Exemplare vorgestellt werden, die ihre Artgenossen altersbezogen weit in den Schatten stellen.

Der Nationalpark Fulufjället in Schweden, wenige Kilometer östlich der norwegischen Grenze ist bekannt für seine kahlen Bergregionen, bilderbuchartigen Urwälder und schroffen Felswände. Das untenstehende Bild gewährt einen Blick in diese malerische Landschaft. Wanderfreunde erliegen immer wieder seiner großartigen Natur, die andernorts in dieser Form längst verschwunden ist.

Naturlandschaft im Nordosten Schwedens

© TT-iStock-Getty Images. Das Bild zeigt den Molnet Nipfjallet Berg in Schweden und die umliegende Natur. Dieser Landschaftszug prägt auch weite Teile des Nationalpark Fulufjället, der in etwa eine Autostunde entfernt ist.

Doch wäre das nicht genug, ist dieser Nationalpark auch Heimat einer ganz urtümlicheren Kreatur. Seit geraumer Zeit steht die Fichte Old Tjikko in der kargen Landschaft. Die Gemeine Fichte (Picea abies) wird auf ein Alter von mindestens 9550 Jahren datiert. Somit hat sie bereits die ausklingende Steinzeit miterlebt. Gesichert ist das hohe Alter durch Radiokarbondatierung, die an den Wurzeln vorgenommen wurde. Denn obwohl der Stamm auf gerade mal 600 Jahre geschätzt wird, ist das darunter liegende Wurzelwerk sehr viel älter.

Der Methusalem unter den Fichten ist Old Tjikko. Der Baum gedeiht im schwedischen Nationalpark Fulufjället.beheimatet

© TT-iStock-Getty Images. Seit geraumer Zeit trotzt Old Tjikko den widrigen Lebensumständen in Schwedens Hochland.

Bei Old Tjikko handelt es sich nämlich um einen sogenannten Klonbaum: Durch vegetative Vermehrung, also durch Wurzelschlagen eines auf den Boden reichenden Astes, hat die eigentliche Pflanze trotz wiederkehrendem Absterben des Hauptstamms, viel länger überlebt.

Dabei sind die Angaben zum Alter von Bäumen mit Vorsicht zu genießen. Es gibt verschiedenen Methoden und Maßstäbe der Altersbestimmung. Die chemisch-analytische Methode der Radiocarbonmethode ermittelt das Alter durch Isotopenbestimmung und ist für Datierungen, die sehr weit in die Vergangenheit reichen, die etablierte Variante. Häufig wird Bezug auf das Wurzelwerk genommen. Zur Altersbestimmung von Krone und Baumstammes, der wie erwähnt deutlich jünger sein kann, wird dagegen die dendrologische Methode, also das Zählen von Jahresringen angewandt. Abhängig vom jeweiligen Bezugspunkt variiert damit die Rangliste der ältesten Bäume der Welt.

Im Fishlake National Forest in Utah (USA) ist das urzeitliche Gewächs Pando beheimatet. Dabei handelt es sich um eine ganze Kolonie von Klonbäumen, die aber einem einzigen Organismus zugeordnet wird. Was klingt wie im Science-Fiction Film ist in diesem Nationalpark Realität geworden: Rund 47.000 Einzelstämme, die genetisch identisch und physisch miteinander verbunden sind, zählt Pando.

Der Organismus Pando erreicht gigantische Ausmaße. Das Bild zeigt einen Ausschnitt der Zitterpappelkolonie

© IMAGO-VWPics, der Organismus Pando erreicht gigantische Ausmaße. Das Bild zeigt einen Ausschnitt der Zitterpappelkolonie

Das Lebewesen, das der Art der Amerikanischen Zitterpappel (Populus tremuloides) angehört, erstreckt sich über eine Fläche von 43,6 Hektar. Doch die gigantische Größe des Organismus ist nicht das Einzige, das verwundern mag. Untersuchungen des Wurzelwerks geben preis, dass die Kolonie 14.000 Jahre alt sein soll. Einigkeit unter den Wissenschaftler*innen herrscht allerdings nicht. Anderen Schätzungen zufolge könnte die Kolonie sogar ein Alter von bis zu 80.000 Jahren haben. In jedem Fall aber eine unfassbare Zeitspanne, die Pando wohl nur deshalb überdauern konnte, weil einzelne Baumstämme absterben und neue hinzukommen.

Die greisen Pflanzen sind durch ihr Alter nicht nur Kuriositäten, sondern auch in den Blickpunkt der Wissenschaft geraten. Biologen und Klima-Forscherinnen sehen in ihnen ungewöhnlich widerstandsfähige Exemplare ihrer jeweiligen Art, die bisherigen natürlichen Klimaschwankungen erfolgreich getrotzt haben. Mit diesem Ansatz vor Augen könnten mit den alten Gewächsen in Zukunft umfangreiche Genomuntersuchungen durchgeführt werden, um diesen Pflanzen ihre biochemischen Geheimnisse zu entlocken.

Denn die Zähigkeit als Eigenschaft ist so gefragt wie nie. Wälder werden durch Hitzewellen, regenarme Sommer und Waldbrände sichtlich dahingerafft. Da ist natürlich jeder Hinweis auf Veranlagungen, die besonders widerstandsfähig machen, sehr willkommen. Denn die Welt und ihr Klima ist im Wandel. Erst die nächsten Jahrzehnte werden uns erkennen lassen, wie schwerwiegend sich die Folgen der Klimaveränderung auf unsere urtümlichen Zeitgenossen auswirken. Zu hoffen bleibt, dass die Kreaturen, die Jahrtausenden standhielten, auch unsere Gegenwart überdauern werden.

Quellen:

https://www.prosieben.de/serien/galileo/news/der-aelteste-baum-der-welt-schweden10000-jahre-alt-327818 (Zugriff 25.11.2023)

https://de.wikipedia.org/wiki/Pando_(Baum) (Zugriff 25.11.2023)

https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpark_Fulufj%C3%A4llet (Zugriff 25.11.2023)

https://de.wikipedia.org/wiki/Old_Tjikko (Zugriff 25.11.2023)

Helen Hauck im Porträt

Helen Hauck

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