Das 20. Türchen hat leider etwas Verspätung und das hat neben Alltagsstress einen Grund: Das Buch, das ich euch hier vorstellen wurde, hat es nämlich spannend gemacht und war verschwunden. Aber: Das Buch ist wieder da und nun auch das Türchen. Viel Spaß damit!
Das Buch, das sich hinter diesem Türchen verbirgt, trägt den Titel „Die letzten ihrer Art“ – und nein, es handelt sich nicht um den 3. Band des „Klimaquartetts“ von Maja Lunde (auch sehr empfehlenswert 😊). Das Buch, um das es geht, ist schon etwas älter, älter als ich – und anscheinend aktuell nur noch als CD oder gebraucht erhältlich. Es geht um das 1990 erschienene Buch mit dem Untertitel „Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde “ von Douglas Adams und Mark Carwardine. Douglas Adams ist eigentlich eher für seine Science-Fiction-Reihe „Per Anhalter durch die Galaxis“ bekannt. In die „Die letzten ihrer Art“ geht es aber um sehr reale Ereignisse. Das Konzept des Buchs entstand ursprünglich durch eine Idee des WWF (😉), für das bekannte Autorinnen und Autoren über bedrohte Tierarten schreiben sollten. Auch Adams schrieb 1985 über eine solche Art – eine Lemurenart auf Madagaskar. Bei der Recherche lernte er den Zoologen Mark Carwardine kennen, der damals für den WWF arbeitete. Für die BBC planten die beiden eine Radioserie nach einem ähnlichen Konzept und reisten dafür zu bedrohten Tierarten. Von dieser Reise handelt auch das Buch mit dem Originaltitel „Last Chance to See“.

Wovon handelt das Buch?
Das Buch hat knapp 270 Seiten mit acht Kapiteln. In jedem Kapitel sind die Autoren auf der Suche nach einer bedrohten Tierart, treffen dabei oft auf Projekte und Leute, die sich für den Erhalt dieser Art einsetzten, und müssen in der Regel einiges auf sich nehmen, um überhaupt ein Exemplar der Art zu Gesicht zu bekommen. Es geht um das Aye-Aye auf Madagsakar, den Komodowaran, das Breitmaulnashorn, den Kakapo in Neuseeland und den Yangtse-Delfin in China. Außerdem suchen die beiden auf Mauritius nach Rodrigues-Flughunden, werden aber belehrt, dass sie sich lieber die selteneren Vogelarten von Mauritius anschauen sollen.
Obwohl das Thema sehr des Buchs ernst ist – und ich es beim Lesen teilweise erschreckend fand, so noch einmal vorgeführt zu bekommen, wie lange manche Umweltprobleme schon bekannt sind – macht es sehr viel Spaß zu lesen. Das liegt vor allem an der Art wie Douglas Adams, die Suche nach den Tieren, absurde Situationen währende der Reise (zum Beispiel sprachliche Missverständnisse, als die beiden in China ein Kondom kaufen wollen, um aus einem Mikrophon ein Unterwasser-Mikrofon zu machen), die Menschen oder auch die Tierarten selbst beschreibt. Hier mal ein paar
Textausschnitte:
Die Rollenaufteilung auf Madagaskar beschreibt er beispielsweise so:
„Mark ist ein ungemein erfahrener und bewanderter Zoologe, der damals für den World Wildlife Fund arbeitete und dessen Aufgabe im wesentlichen darin bestand, von allem eine Ahnung zu haben. Meine Aufgabe – eine, für die ich absolut qualifiziert bin – bestand darin, ein unwissender Nicht-Zoologoe zu sein, für den alles wie aus heiterem Himmel zu kommen hatte. Das Aye-Aye hingegen mußte nur tun, was die Aye-Aye seit Millionen Jahren tun -auf einem Baum sitzen und sich verstecken.“ [S.9]
Für mich aufgrund meines Studiums auch besonders lustig: Stellen, an denen nicht die Tiere beschrieben werden, sondern die Menschen, die sie erforschen:
„Was Laien an Zoologen in hohem Maße eigenartig finden, ist ihre unersättliche Begeisterung für Tierexkremente. Ich verstehe ja, dass man aus diesen Exkrementen eine Menge Informationen über Gewohnheiten und die Ernährungsweise der betreffenden Tiere herauslesen kann, aber nichts erklärt in meinen Augen die ungetrübte Verzückung, die diese Objekte auszulösen vermögen. Ein kurzer Freudenjapser sagte mir, dass Mark welche gefunden hatte. Er fiel auf die Knie und begann seine Nikon über einem kleinen Haufen Gorillakot abzufeuern.“ [S.95]
An vielen Stellen macht das Buch aber auch nachdenklich:
„Zucker ist, vom Standpunkt der mauritischen Umwelt aus betrachtet, ein ernst zunehmendes Problem. Ausgedehnte Waldgebiete auf Mauritius sind zerstört worden, um Platz für den Anbau eines reinen Exportgutes zu schaffen, das seinerseits unsere Zähne zerstört.“ [S. 238]

Warum es sich lohnt, das Buch zu lesen
An einigen Stellen merkt man dann doch, dass die ganze Reise einige Jahrzehnte vor unserer Zeit stattgefunden hat. Aber gerade Ereignisse, bei denen wir heute wohl einfach unser Handy zücken und anrufen würden, waren oft interessant. Gut fand ich auch die Bilder, die zwischendurch immer mal eingebunden sind. Spannend – und teils traurig, teils Kraft gebend – ist es auch, nach dem Lesen zu recherchieren, was aus den Tierarten geworden ist. Einige gelten heute tatsächlich als ausgestorben wie der Yangtse-Delfin, andere wie der Kakapo haben seit damals durch unglaubliche Naturschutzbemühungen wieder zugenommen. Es gibt wohl auch eine nachfolgende Fernsehserie der BBC von 2009, in der Mark Carwardine und ein mit Douglas Adams vor seinem Tod befreundeter Schauspieler einige der Tierarten erneut aufsuchen. Die kenne ich aber nicht.
Neugierig geworden? Dann schaut doch mal, ob ihr das Buch irgendwo gebraucht bekommt oder – noch besser – leihen könnt. Vielleicht gibt es ein Exemplar in einer Bibliothek bei euch in der Nähe oder fragt doch mal eure Eltern. Vielleicht haben sie das Buch damals gelesen und es steht noch irgendwo im Bücherregal 😉.

