Bericht zu meinem Highlight der WWF Jugend Fahrradtour 2025
Eine Station unserer Fahrradtour war der Besuch bei „Haffstör“. Das ist ein Projekt zur Wiederansiedlung des gefährdeten Baltischen Störs in der Oder und dient außerdem zur Erforschung seines Wanderverhaltens.
Wir wurden von den Mitarbeitern herzlich begrüßt und durften viel über diese, wie aus der Urzeit wirkenden Fische lernen und zum Schluss sogar Baby Störe in die Oder auswildern!
Um genau zu sein, wirkt der Stör nicht nur wie ein Urzeitfisch, er ist sogar einer, denn er existiert bereits seit über 250 Millionen Jahren!!! Und zählt zu den ältesten noch lebenden Wirbeltieren.
Wenn junge Störe („Baby-Störe“) in einer Aufzuchtstation leben, wachsen sie normalerweise in sehr sauberem, gleichmäßigem Wasser auf. In der freien Wildbahn ist das Wasser dagegen voller natürlicher Reize, wie z.B. winziger Partikel, Mikroorganismen und anderer Umweltfaktoren.
Forscherinnen und Forscher haben beobachtet, dass Störe, die mit natürlichem Flusswasser aufgezogen werden, eine stärkere Haut, festere Schuppen und manchmal auch deutlicher ausgeprägte Abwehrstacheln entwickeln. Das ist so, weil das Wasser aus wilden Gewässern Reize enthält, die das Immunsystem und die Körperentwicklung der Jungfische aktivieren und trainieren. Die Tiere müssen sich an wechselnde Bedingungen anpassen und das Immunsystem muss lernen, mit Keimen umzugehen.
Wenn das Wasser in der Aufzuchtstation zu steril ist, werden manche natürliche Schutzmechanismen, wie die Ausbildung von Stacheln und härteren Schuppen, nur wenig ausgeprägt. Deshalb mischt die Zuchtstation Haffstör Flusswasser bei. So werden die Jungstöre widerstandsfähiger, wenn sie später in die Oder ausgesetzt werden.
Wenn Störe in der Oder sind, ist das ein Symbol für lebendige Flüsse. Früher kam der Stör sehr häufig vor, doch heute steht er für den Kampf um den Erhalt gesunder Flüsse. In der Oder spielt der Stör eine besonders wichtige Rolle. Nicht nur als Bewohner des Flusses, sondern auch als Indikator für die ökologische Gesundheit des gesamten Flusssystems. Wenn er in einem Fluss leben kann, zeigt das, dass das Ökosystem funktioniert. Er braucht freie Wanderwege, um sich fortzupflanzen, und tiefe, ruhige Stellen im Fluss, um zu überwintern.
Doch der Stör ist stark gefährdet. Hauptursache sind menschliche Eingriffe in die Flüsse, die durch Begradigungen, Staustufen und Flussausbauten entstehen. Dadurch gehen seine Laichplätze und Rückzugsorte verloren. Besonders kritisch sind geplante Ausbauprojekte an der Oder, die den Fluss für Schiffe besser befahrbar machen sollen, denn diese Eingriffe zerstören die natürliche Struktur und unterbrechen die Wanderwege der Fische.
Neben diesen dauerhaften Bedrohungen kam es im Sommer 2022 zu einer Katastrophe, die das Wiederansiedlungsprogramm des Störs stark zurückgeworfen hat. Damals passierte ein massives Fischsterben, bei dem auch viele junge Störe verendeten. Untersuchungen ergaben, dass eine Algenblüte der giftigen Goldalge (Prymnesium parvum) vermutlich die Hauptursache war. Diese Alge produziert Giftstoffe, die Fische ersticken können.
Begünstigt wurde das durch einen erhöhten Salzgehalt im Wasser, der möglicherweise durch chemische Abwässer, aus Industriebetrieben verursacht wurde. Solche Stoffe stammen häufig aus der Lack- und Farbenherstellung. Zusätzlich verschärften Bauarbeiten am Fluss die Lage, weil sie den Lebensraum der Fische weiter zerstörten. Das Fischsterben war ein schwerer Rückschlag für den Stör, der in Deutschland als vom Aussterben bedroht gilt.
Durch das Haffstör-Projekt gibt es Hoffnung, denn trotz dieser Rückschläge versucht das Projekt schon seit 2007, den Baltischen Stör wieder in der Oder anzusiedeln. Es wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Bundesumweltministerium unterstützt. Seit 2024 laufen die Maßnahmen besonders intensiv.
Im Rahmen des Projekts werden Jungstöre ausgesetzt, die später in die Ostsee wandern sollen. Mithilfe von kleinen Sendern kann man verfolgen, wohin die Fische schwimmen, wie sie sich entwickeln und welche Gefahren sie unterwegs bedrohen. Dabei zeigte sich, dass nur wenige Jungfische tatsächlich die Ostsee erreichen. Trotzdem liefern die Untersuchungen wertvolle Daten, um die Schutzmaßnahmen zu verbessern.
Das Ziel ist klar: Der Stör soll wieder dauerhaft in der Oder leben und sich selbstständig fortpflanzen können. Wenn das gelingt, wäre das nicht nur ein Erfolg für den Stör, sondern auch ein Zeichen dafür, dass die Oder wieder ein lebendiger, gesunder Fluss wird.






